AKTIE IM FOKUS 2: Bayer auf Jahreshoch nach zwei Kaufempfehlungen
11.06.2025 | 13:51
(neu: Kurs, HSBC-Argumente ergänzt)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zwei Kaufempfehlungen sind die Aktien von
Bayer
Die Investmentbanken HSBC und Kepler Cheuvreux votieren nun mit "Buy" - mit Kurszielen bis zu 33 Euro. Ein Großteil des "worst case" für die US-Rechtsstreitigkeiten sowie alle operativen Probleme seien längst in den Kurs eingepreist, hieß es bei Kepler im Rahmen einer Agrarchemie-Branchenanalyse. Die Experten setzen im Bewertungsmodell sogar ein höheres Prozessrisiko von 15 Milliarden Euro nach bisher 10 Milliarden an, und empfehlen die Papiere von einem der global führenden Agrarchemie-Konzerne dennoch zum Kauf. Zudem verfüge der Konzern über ein ordentliches Pharma- und Gesundheitsportfolio.
HSBC-Experte Rajesh Kumar setzt das Kursziel auf 32 Euro an, sieht im besten Fall aber sogar fast Verdopplungspotenzial ausgehend vom aktuellen Kurs. Neben einer ordentlichen Lösung der US-Rechtsstreits müsste es dafür gute Ergebnisse zum Mittel Asundexian geben. Der Faktor-XI-Blutgerinnungshemmer wird an Patienten zur sekundären Schlaganfallprophylaxe getestet. Momentan sei er kaum in Analystenmodellen enthalten, so Kumar. Dabei taxiert er den Spitzenumsatz auf etwa 3 Milliarden Euro und rechnet mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 40 Prozent.
Grund der Zurückhaltung vieler Analysten dürfte ein Flop von Asundexian in einer Studie zu einer anderen Indikation gegen Ende 2023 sein. Damals war der Aktienkurs auf Talfahrt gegangen. Ergebnisse der laufenden Studie erwartet Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich in der zweiten Jahreshälfte.
Hauptgesprächsthema bei Bayer waren in den letzten Jahren aber vor allem die US-Rechtsstreitigkeiten rund um den Unkrautvernichter Glyphosat, die den Konzern schon Milliarden gekostet haben. Hinzu kommen Klagen rund um Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB, die früher von Monsanto verkauft worden war. Beides hatte sich Bayer mit der Monsanto-Übernahme ins Haus geholt.
Im Sommer 2018 hatte Bayer einen ersten Prozess rund um angebliche Krebsrisiken von Glyphosat verloren, was eine Prozesslawine ins Rollen brachte. Seither ging es für den Kurs nach unten. Aktuell kosten die Papiere trotz der jüngsten Erholung immer noch rund 70 Prozent weniger als vor der Niederlage.
Bayer setzt aktuell auf das höchste US-Gericht, um das Rechtsthema Glyphosat perspektivisch vom Tisch zu bekommen. Im Frühjahr wandte sich der Dax-Konzern abermals mit einem der Fälle an den US Supreme Court. Hintergrund sind widersprüchliche Urteile von US-Bundesberufungsgerichten im Streit um angebliche Krebsrisiken. Ob sich die obersten US-Richter der Sache annehmen, könnte noch im Juni bekannt gegeben werden oder auch erst ab Oktober. Eine Entscheidung in dem Fall selbst dürfte dann aber erst im kommenden Jahr anstehen. Sollte der Supreme Court sich des Falles annehmen, entstünde Kurspotenzial von 10 bis 25 Prozent - ausgehend vom Niveau vor seiner Hochstufung, argumentierte Experte James Quigley von der Investmentbank Goldman Sachs Anfang Juni. Er verweist zudem auf einen operativ guten Jahresstart von Bayer, also im Tagesgeschäft. In der Agrarsparte herrsche Kostendisziplin und das Pharmageschäft zeige Stärke.
Alles in allem könnte der Zyklus sinkender Markterwartungen daher den Boden erreicht haben, so Quigley damals weiter. Sobald Investoren der - auch durch den Umbau der Managementstrukturen unter Konzernchef Bill Anderson - gesenkten Kostenbasis mehr Vertrauen schenkten, sollten die Gewinnerwartungen des Marktes wieder steigen./ag/mis/jha
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