Novo Nordisk, der dänische Pharmariese, der mit Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy Milliarden scheffelt, will mehr als nur den aktuellen Hype bedienen. Mit strategischen Partnerschaften in der künstlichen Intelligenz und neuen Wirkstoff-Allianzen soll jetzt die nächste Innovationswelle gezündet werden. Eine durchdachte Neuausrichtung oder eine Flucht nach vorn angesichts wachsender Konkurrenz und interner Umbrüche?

KI als Wunderwaffe in der Medikamentenentwicklung?

Ein zentraler Baustein der Zukunftsstrategie ist der massive Ausbau des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) zur Beschleunigung der Medikamentenentwicklung. Hierfür ist Novo Nordisk eine Kooperation mit dem Tech-Giganten NVIDIA eingegangen. Ziel ist die Nutzung des KI-Supercomputers Gefion, um maßgeschneiderte KI-Modelle für die frühe Forschung und klinische Entwicklung zu erstellen.Diese Initiative, die auch die Zusammenarbeit mit dem Dänischen Zentrum für KI-Innovation (DCAI) umfasst, soll die Verarbeitung riesiger Datenmengen ermöglichen. Konkret will man sich auf Bereiche wie die Vorhersage zellulärer Reaktionen auf Medikamentenkandidaten mittels Einzelzellmodellen und das Design von Molekülen mit medikamentenähnlichen Eigenschaften konzentrieren. Die Hoffnung: Wissenschaftler sollen so effizienter neue Medikamente entwickeln können.

Neuer Anlauf im Kampf gegen Fettleibigkeit

Um seine Position im lukrativen Markt für Adipositas-Medikamente weiter zu stärken und zu diversifizieren, hat Novo Nordisk eine Forschungs- und exklusive Lizenzvereinbarung mit Deep Apple Therapeutics bekannt gegeben. Diese Partnerschaft, die ein Volumen von bis zu 812 Millionen US-Dollar inklusive Vorabzahlungen, Forschungskosten und Meilensteinzahlungen erreichen könnte, zielt auf die Entdeckung und Entwicklung neuartiger oral verfügbarer niedermolekularer Therapeutika für kardiometabolische Erkrankungen, einschließlich Fettleibigkeit.Im Fokus der Kooperation steht ein neuartiger G-Protein-gekoppelter Rezeptor (GPCR), der nicht auf dem Inkretin-System basiert. Deep Apple wird seine KI-gestützte Wirkstoffforschungsplattform einsetzen, um passende Verbindungen zu identifizieren und zu optimieren. Novo Nordisk erhält im Gegenzug die exklusiven globalen Rechte zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung der daraus resultierenden Produkte. Dieser Schritt unterstreicht die Strategie, therapeutische Ziele jenseits der aktuellen Inkretin-basierten Blockbuster wie Wegovy und Ozempic zu erschließen – ein wichtiger Schritt angesichts des intensiven Wettbewerbs, insbesondere durch Eli Lilly, und nachdem der Hoffnungsträger CagriSema in einer Phase-3-Studie nicht alle Erwartungen der Investoren erfüllen konnte.

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Aktivistischer Investor und CEO-Wechsel sorgen für Spannung

Auch an der Börse und im Aktionariat herrscht Bewegung. Berichten zufolge sorgte die Nachricht, dass der aktivistische Hedgefonds Parvus Asset Management seine Beteiligung an Novo Nordisk aufstockt, am Montag für Auftrieb bei der Aktie. Es wird vermutet, dass Parvus damit Einfluss auf die Wahl des neuen Vorstandsvorsitzenden nehmen will. CEO Lars Fruergaard Jørgensen hatte im vergangenen Monat seinen Rücktritt angekündigt, nachdem die Aktie seit Mitte 2024 unter Druck geraten war, obwohl unter seiner Führung Novo Nordisk zu einem Schwergewicht im Adipositas-Markt aufstieg.Institutionelle Investoren zeigen ein gemischtes Bild: Während Bard Financial Services Inc. seine Position im ersten Quartal reduzierte, stieg Martin Capital Partners LLC neu ein. Andere Großinvestoren wie GQG Partners LLC und Loomis Sayles & Co. L P hatten ihre Anteile bereits im vierten Quartal deutlich aufgestockt. Die durchschnittliche Analysteneinstufung lautet derzeit "Halten".

Die Neuausrichtung durch Partnerschaften wie mit Deep Apple wird als entscheidender Schritt angesehen, um die Innovationspipeline breiter aufzustellen und die Führungsposition im Bereich der Adipositas-Behandlungen langfristig zu sichern. Es bleibt abzuwarten, ob diese strategischen Weichenstellungen den Konzern wieder nachhaltig in die Erfolgsspur führen können.

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