Sehr gute Chancen auf eine spektakuläre Woche hat nun die Siemens Energy. Die Notierungen sind jetzt am Freitag auf mehr als 87 Euro geklettert. Es fehlen nur 2 Euro bis zum neuen Allzeithoch - und das aus guten Gründen. Das Unternehmen erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Nettogewinn in Höhe von bis zu 1 Mrd. Euro. Das Ende des Geschäftsjahres wird bereits am 30.9. stattfinden - und damit überzeugt die Aktie aktuell. Es gibt jetzt indes auch kritische Stimmen aus dem Unternehmen selbst heraus.

Siemens Energy wird in der Öffentlichkeit oft als Unternehmen der regenerativen Energien wahrgenommen. Das ist aber nicht korrekt. Denn die Siemens-Tochter ist in allen Bereichen rund um die Erzeugung und Verteilung von Energie tätig. Die jüngsten Äußerungen des Unternehmens-CEO, Bruch, zur schleppend verlaufenden Energiewende in Deutschland sind also nicht nur von eigenen Interessen geprägt. Denn Siemens Energy verdient an allen Energieformen.

Hauptkritikpunkte und Herausforderungen

Es fehle ein "kohärenter Gesamtplan" und ein klares Verständnis für die Prioritäten der Energiewende. Statt eines strategischen Vorgehens werden oft "taktische Sofortmaßnahmen" ergriffen.

Bruch betont, dass die Energiewende Kosten verursachen wird, die von den Verbrauchern getragen werden müssen. Er fordert eine ehrliche Debatte über diese Kosten und die Illusion, dass Klimaneutralität ohne größere finanzielle Opfer umsetzbar sei.

Es gibt Kritik an langwierigen Genehmigungsverfahren für neue Projekte (z.B. Offshore-Windparks) und am mangelnden Tempo beim Ausbau der Netzinfrastruktur, was die Energiewende behindert.

Die Windenergiebranche, zu der auch die kriselnde Tochter Siemens Gamesa gehört, steht vor erheblichen Herausforderungen.

Bruch vermisst in Teilen der Welt, aber auch in Deutschland, den nötigen Optimismus und die Akzeptanz für die notwendigen Veränderungen. Er plädiert für eine positive Erzählung des Wandels.

Keine Auferstehung von Nordstream 2

Der CEO von Siemens Energy lehnt eine Wiederinbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 vehement ab. Er betonte, man habe aus der Vergangenheit "gelernt, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten sein können". Stattdessen sieht er andere Wege zur Optimierung der Energiekosten, wie beispielsweise den Ausbau effizienterer Netze.

Besonders brisant: Unsere Netze werden angegriffen

Zudem mahnte Bruch eindringlich einen besseren Schutz von Stromnetzen und anderer kritischer Infrastruktur an. Angesichts ständig zunehmender Cyberangriffe auf Siemens Energy und deren Kunden erklärte er: "Wir werden schon jetzt ständig angegriffen." Er forderte eine grundlegende Neudiskussion über den Schutz kritischer Infrastrukturen, da die Bedrohungslage sich in den letzten zehn Jahren erheblich verändert habe.