Für die Siemens Energy kann der Donnerstag einen Befreiungsschlag darstellen. Der Dax-Titel schob sich zwar "nur" um 0,16 % aufwärts. Allerdings schaffte es die Aktie damit, die Marke von 85 Euro wieder zu überwinden. Es fehlt nur eine Kleinigkeit von ca. 4 Euro bis zum spektakulären neuen Allzeithoch. Die Aktie ist somit in überragender Verfassung.

Klar ist: Siemens Energy wird in der Öffentlichkeit hauptsächlich als Unternehmen aus dem Bereich der regenerativen Energien wahrgenommen. Was oft vergessen wird: Siemens Energy ist bei allen Energieformen, auch der Atomkraft, aktiv. Aus diesem Bereich erreicht uns diese Nachricht:

Die Leittechnik für das ungarische Atomkraftwerk wandert nach Ungarn

Siemens Energy verlagert seine Abteilung für Leittechnik, die für das Atomkraftwerk Paks II in Ungarn zuständig ist, von Deutschland nach Ungarn. Diese Entscheidung wurde kürzlich, Anfang Juni 2025, bekannt gegeben und hat weitreichende Implikationen:

Standortverlagerung: Die Steuerungssysteme für das geplante Atomkraftwerk Paks II werden künftig in Budapest entwickelt und gefertigt.


Grund für die Verlagerung: Die Verlagerung ist eine direkte Reaktion auf die Verweigerung der deutschen Bundesregierung, die für die Lieferung der Leittechnik notwendigen Exportgenehmigungen zu erteilen. Dies hatte den Bau von Paks II erheblich verzögert und zu diplomatischen Spannungen zwischen Ungarn und Deutschland geführt.


Unabhängigkeit von deutscher Genehmigung: Mit der Verlagerung der Leittechnik nach Ungarn fällt die Genehmigungshoheit für diese sicherheitskritische Technologie nun unter die ungarischen Behörden. Ungarn hat bereits der Nutzung zugestimmt, wodurch die Abhängigkeit von der deutschen Regierung entfällt.


Souveränität und Kontrolle für Ungarn: Ungarn gewinnt dadurch nicht nur industrielle Kapazitäten, sondern auch die volle Kontrolle über die Technologie. Ungarns Außenminister Péter Szijjártó betonte, dass dieser Prozess bereits im Gange sei und die Leittechnik künftig "Made in Hungary" sein werde.

Paks II ist ein bedeutendes Projekt für die Energiesicherheit Ungarns. Es nutzt eine Kombination aus russischer Primärtechnik (Rosatom) und westeuropäischer Steuerungstechnik (ein Konsortium aus Framatome und Siemens Energy). Die Verzögerungen durch die fehlende deutsche Genehmigung waren ein großes Hindernis für den Fortschritt des Projekts.

Diese Verlagerung wird in Ungarn als wichtiger Schritt zur Stärkung der Energiesouveränität des Landes gesehen, während sie in Deutschland als Verlust von Kontrolle über sicherheitsrelevante Atomtechnologie und als Folge der politischen Blockade der Bundesregierung wahrgenommen wird.

Am Ende ist die Nachricht für die Siemens Energy und seine Investoren sicherlich noch einmal interessant. Der Trend ist ohnehin extrem stark!