Der Siemens Energy Chef schlägt ungewöhnlich scharf zu: In einem aktuellen Interview rechnet Christian Bruch mit der Energiepolitik der Bundesregierung ab – so direkt und öffentlich, wie man es von einem DAX-Vorstand selten hört. Diese Generalabrechnung aus der Chefetage ist mehr als nur politische Kritik: Sie entlarvt fundamentale Risiken, die das Geschäftsmodell des Energietechnik-Riesen bedrohen. Kann Siemens Energy noch auf Deutschland als Wachstumsmotor setzen?

Brandbrief mit Sprengkraft

Bruch lässt kein gutes Haar an der aktuellen Energie-Strategie. Der Vorwurf: Fehlende Klarheit und verschleppte Energiewende gefährden die Investitionssicherheit für Zukunftsprojekte. Für ein Unternehmen, das Stromnetze transformiert und Energieerzeugung modernisiert, bedeutet das einen direkten Angriff auf die Geschäftsgrundlage.

Doch warum geht der Konzernchef jetzt so in die Offensive? Die Antwort liegt in der operativen Realität: Ohne verlässliche politische Rahmenbedingungen droht Siemens Energy das Fundament wegzubrechen. Der öffentliche Druck auf die Regierung ist damit strategisch kalkuliert – und ein Zeichen der Verzweiflung zugleich.

Drei neuralgische Punkte bedrohen das Wachstum

Die Kritik trifft drei zentrale Geschäftsbereiche des Konzerns:

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  • Netzausbau im Stau: Verschleppte Genehmigungsverfahren bremsen den dringend nötigen Stromnetz-Ausbau aus und gefährden Milliardenaufträge
  • Gas-Strategie im Nebel: Unklare Zukunft für Gaskraftwerke als Brückentechnologie verunsichert das "Gas and Power"-Segment massiv
  • Heimvorteil dahin: Ein schwächelnder deutscher Markt schwächt die globale Wettbewerbsposition gegen internationale Rivalen

Aktie zwischen Risiko und Rebellion

Das Management-Statement katapultiert die Aktie in eine brisante Lage. Einerseits offenbart die Kritik die fundamentalen politischen Risiken, die über dem Konzern schweben – Unsicherheit, die Investoren abschreckt. Andererseits demonstriert Bruch Kampfbereitschaft für bessere Bedingungen.

Die Zahlen spiegeln diese Zerrissenheit wider: Bei knapp 88 Euro bewegt sich der Kurs nur knapp unter dem Jahreshoch, zeigt aber mit einem Plus von über 250 Prozent in zwölf Monaten auch das enorme Vertrauen des Marktes in die Energiewende-Story.

Die entscheidende Frage bleibt: Wird die Regierung auf die Drohgebärden reagieren – oder muss Siemens Energy seine Wachstumsstrategie völlig neu ausrichten?

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