Bei Amazon stehen die Zeichen auf Umbruch und Expansion. Der Konzern stellt nicht nur intern wichtige Weichen neu, sondern sichert sich auch mit energieintensiven Deals für die Zukunft ab und scheut dabei keine Konfrontation. Ein Blick auf die jüngsten strategischen Manöver des E-Commerce-Giganten.

Konzernumbau und Werbe-Offensive

Intern zieht das Management die Zügel straffer: Die Supermarktkette Whole Foods, seit acht Jahren Teil des Imperiums, wird enger an die Muttergesellschaft gebunden. Kürzlich wurde bekannt, dass Firmenmitarbeiter von Whole Foods in die Gehalts- und Sozialleistungsprogramme von Amazon wechseln. Dieser Schritt, der bereits vor rund zwei Jahren eingeleitet wurde, soll Doppelarbeit vermeiden und das Potenzial der Mitarbeiter besser ausschöpfen, wie Jason Buechel, seit Januar sowohl Chef von Whole Foods als auch Amazons Lebensmittelsparte, verlauten ließ.Auch bei Prime Video gibt es Neuerungen, die nicht jedem Nutzer schmecken dürften. Seit Februar 2024 hat sich die Werbezeit bei dem Streamingdienst offenbar still und heimlich verdoppelt, nachdem Anfang des Jahres noch von durchschnittlich zwei bis dreieinhalb Minuten pro Stunde die Rede war. Überspringen lassen sich diese Werbeblöcke nicht.

Juristisches Tauziehen in Europa

Doch nicht alle strategischen Züge verlaufen reibungslos. In Europa legte Amazon am Donnerstag vor dem zweithöchsten Gericht der EU in Luxemburg Einspruch gegen seine Einstufung als eine Plattform ein, die strengeren Anforderungen gemäß dem Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union unterliegt. Der Konzern argumentiert, dass von ihm keine systemischen Risiken für seine Nutzer ausgingen. Die Regeln des DSA, seit 2022 in Kraft, würden zudem nicht rational dazu beitragen, die Verbreitung illegaler oder gefälschter Waren zu verhindern, so der Anwalt des Unternehmens.

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Energiehunger für die KI-Zukunft

Gleichzeitig investiert Amazon massiv in seine Energieversorgung, insbesondere für den stromfressenden Bereich der künstlichen Intelligenz und Cloud-Dienste. Am Mittwoch gab Talen Energy bekannt, seine Kernenergiepartnerschaft mit Amazon zu erweitern. Ein neuer langfristiger Stromabnahmevertrag sichert Amazon bis zu 1.920 Megawatt kohlenstofffreien Strom aus dem Kernkraftwerk Susquehanna bis zum Jahr 2042, mit einer Verlängerungsoption. Diese Energie ist für AWS-Rechenzentren in Pennsylvania bestimmt. Die vollständige Liefermenge soll spätestens 2032 erreicht werden. Dieses Engagement ist Teil einer 20-Milliarden-Dollar-Investition von Amazon in Pennsylvania.Ebenfalls am Mittwoch meldete The AES Corporation die Fertigstellung von Bellefield 1, einer Solar- und Speicheranlage mit 1.000 MW Leistung, im Rahmen eines 15-Jahres-Vertrags mit Amazon in Kern County, Kalifornien. Dies ist die erste Phase des 2.000-MW-Projekts Bellefield, das nach seiner Fertigstellung im Jahr 2026 die größte Solar-plus-Speicheranlage in den USA werden soll. AES erwartet ab der zweiten Jahreshälfte 2025 signifikante Erträge aus Bellefield 1.

Die jüngsten Entwicklungen zeichnen das Bild eines Unternehmens, das entschlossen seine Strukturen optimiert und sich aggressiv Ressourcen für künftiges Wachstum sichert. Für Anleger dürfte die Frage spannend bleiben, wie sich diese vielfältigen strategischen Züge in handfesten Ergebnissen niederschlagen werden.

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